Siegel für Baustoffe

Gleich vorneweg: 

  1. Ein Produkt ohne Siegel ist nicht automatisch minderwertig oder bedenklich. 
  2. Nicht jedes Produkt mit einem Siegel ist besonders hochwertig.

 

Womit die Auszeichnung eines Produkts begründet wird, unterscheidet sich tatsächlich sehr stark. Die Herausgeber der Abzeichen stellen unterschiedliche Ansprüche und messen verschiedene Eigenschaften. So untersuchen zum Beispiel einige Siegel  die gesundheitlichen Aspekte, andere eher die Umweltbilanz eines Artikels. Wieder andere versuchen eine möglichst umfassende Bewertung aller Eigenschaften eines Produkts abzugeben. 

Leider ist es für Sie als Konsument nicht damit getan, sich schlichtweg an Produkte mit einem möglichst umfassenden Label zu halten. Aussagekräftige Umweltsiegel sind für Unternehmen nämlich äußerst kostspielig, da viele aufwendige wissenschaftliche Messungen durchgeführt werden müssen. Gerade kleinere Unternehmen haben häufig nicht die Ressourcen, um an diesen Bewertungsverfahren teilzunehmen.

Es gibt allerdings auch Labels, die von den Herstellern selbst oder von einer bestimmten Branche stammen. Diese Abzeichen werden von Umweltorganisationen als unglaubwürdig eingeschätzt. In den meisten Fällen werden sie nur als Marketinginstrument vergeben (Stichwort Greenwashing).

Wir stellen Ihnen nun die wichtigsten Labels für Naturbaustoffe vor. Wir zeigen auf, was jeweils hinter der Vergabe steckt.

1. ÖkoPlus

 

 Biofarben Blog Beitrag über Siegel

 

ÖkoPlus, der Fachhandelsverband der Naturbaustoffhändler, bewertet Produkte über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg. Es wird Rücksicht genommen auf: 

  • * umweltfreundliche Transportwege
  • * eingesetzte Rohstoffe
  • * Schadstoffgehalt im Endprodukt
  • * Wiederverwertbarkeit
  • * Verpackung 

 

Die gesundheitlichen Auswirkungen und die Umweltwirkungen der Baustoffe werden bei der Produktion, der Nutzung und der Entsorgung beleuchtet. 

Je nach der Produktkategorie werden Produkte unterschiedlich beurteilt und können dabei mit bis zu 1.000 Punkten bewertet werden. Artikel, die nicht über eine Marke von 500 Punkten kommen, werden nicht ins Sortiment aufgenommen. Darunter fällt ein Großteil der klassischen Baumarktprodukte. Produkte, die zwischen 500 und 750 Punkten erhalten, werden als gut bewertet, Produkte über 750 Punkte als sehr gut. Produkte, die ausschließlich aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden, erhalten in der Regel die besten Bewertungen. 

Das Sortiment von ÖkoPlus setzt sich ausschließlich aus Naturbaustoffen zusammen.

Hier erfahren Sie alle Bewertungs-Kriterien des ÖkoPlus-Verbundes.

 

2. natureplus 

 

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Das Umweltsiegel natureplus wird vom internationalen Verein für zukunftsfähiges Bauen e.V. vergeben. Es informiert über die gesundheitliche und ökologische Unbedenklichkeit und bewertet dabei den gesamten Lebenszyklus der Produkte. Im Gegensatz zu anderen Siegeln geht dieses sowohl auf Klimaschutz und Wohngesundheit als auch auf Nachhaltigkeit ein. 

natureplus zeichnet sich durch seine enorm strengen Anforderungen an eine nachhaltige Rohstoffauswahl, an niedrige Emissionen und an eine saubere Herstellung aus. Daher handelt es sich bei diesem Ökosiegel um eines der am meisten innovativen und zukunftsweisenden Siegel für Bau- und Wohnprodukte. 

Strenge wissenschaftliche Kriterien liegen der gesamten Siegelvergabe zugrunde. Die Herausgeber befinden sich in einem intensiven Austausch mit der wissenschaftlichen Gemeinschaft. 

Viele weitere Kooperationspartner anerkannter Organisationen und Institutionen im Bereich des Umwelt- und Verbraucherschutzes tragen ebenfalls zu dem Bewertungsprozess bei. Beispielsweise ist ein Teil der umfangreichen Bewertung die Emissionsprüfung. Diese wird im Einklang mit dem AgBB-Schema durchgeführt. Zudem werden aber noch eigene Grenzwerte hinzugezogen.

 

3. Eco-Institut-Label

 

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Das Eco-Institut vergibt sein Siegel für eine große Bandbreite von Produkten. Dabei sind die Anforderungen für Produktklassen unterschiedlich spezialisiert. Baustoffe werden in der Kategorie „Bau- und Einrichtungsprodukte“ bewertet. Sie werden auf ihre Inhaltsstoffe und Emissionen untersucht. Die Anforderungen in Bezug auf die Gesundheitsverträglichkeit ähneln denen der natureplus-Kriterien. 

Das Eco-Institut-Label ist eines der strengsten auf dem deutschen Markt, die Maßstäbe und Regularien gehen weit über die der gesetzlichen Verordnungen hinaus. Produkte, die mit diesem Siegel ausgezeichnet sind, sind arm an Emissionen und schädlichen Inhaltsstoffen. 

Das Eco-Institut prüft die chemische Zusammensetzung, die Emission flüchtiger organischer Verbindungen (VOC) und andere Gefahrenmerkmale wie Giftigkeit und Karzinogenität. 

Hauptaugenmerk bei der Vergabe liegt weniger auf der Nachhaltigkeit, stattdessen stehen gesundheitliche Aspekte des Bauens im Vordergrund.

 

4. AgBB-Schema

Der Ausschuss zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten (AgBB) wurde 1997 gegründet. Er hat die Aufgabe Bauprodukte darin zu bewerten, wie stark sie flüchtige organische Verbindungen (VOC) ausgasen. VOC sind grundsätzlich in jedem Raum vorhanden. Der Begriff beschreibt synthetische und natürliche Stoffe, die bereits bei Raumtemperatur aus verschiedensten Materialien und Produkten entweichen. Besonders im Vordergrund stehen dabei Lacke, Farben und Öle, aber auch Möbel.

Im Normalfall ist die Konzentration von flüchtigen organischen Verbindungen kurz nach der Verwendung der betroffenen Produkte oder der Platzierung im Raum am höchsten. Mit der Zeit sinkt sie auf ein unproblematisches Niveau. Je nachdem welche Stoffe ausgasen, kann dieser Prozess länger oder kürzer dauern. VOC können erheblich zur Innenraumbelastung beitragen und akute Wirkungen wie Geruchsbelästigung, Reizungen und Kopfschmerzen hervorrufen. 

Das AgBB-Schema ist ein wichtiger Teil zur gesundheitlichen Bewertung von Bauprodukten in Innenräumen für das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt). Deshalb werden AgBB-geprüfte Stoffe häufig auch als „Emissionsgeprüft nach DIBt-Grundsätzen“ deklariert. 

Das Bewertungsschema bestimmt, inwiefern die Mindestanforderungen der Bauordnung zum Schutz der Gesundheit im Hinblick auf VOC erfüllt werden. Gleichzeitig werden Hersteller aber auch unterstützt, deutlich emissionsärmere Produkte zu produzieren. Diese können dann mit zusätzlichen Umweltabzeichen ausgezeichnet werden. 

Das AgBB-Schema ist die Grundlage vieler weiterer Siegel wie natureplus und das Eco-Institut-Label.

 

5. Émissions dans l’air intérieur

Neben dem AgBB ist auch ein französisches VOC-Abzeichen auf dem deutschen Markt anzutreffem. Auf Bau- und Dekorationsprodukten muss in Frankreich seit 2013 angegeben werden, wie hoch die Emissionen flüchtiger organischer Verbindungen sind. Dem Label liegen dabei zehn Grenzwerte zugrunde, die den Vorgaben des AgBB-Schemas stark ähneln. Einzig bei der Formaldehyd-Emission von Bauprodukten setzt das Siegel Émission dans l’air intérieur strengere Messwerte an. Anzumerken ist, dass das deutsche Pendant insgesamt 184 Einzelsubstanzen auf ihre Grenzwerte untersucht. 

Das französische Siegel ist zwar verpflichtend für alle Anbieter, wird allerdings auf Basis eigener Angaben vergeben. Somit handelt es sich nicht um eine unabhängige Bewertung der Bauprodukte. Mit falschen Werten würden sich die Produzenten allerdings strafbar machen.

 

6. FSC® 

 

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Das FSC®-Siegel wird vom Forest Stewardship Council® vergeben und zählt zu einem der am weitesten verbreiteten Umweltsiegel für Holzprodukte. 

Dieses Siegel bewertet die Nachhaltigkeit der Forstwirtschaft, aus dem die Hölzer stammen. FSC®-zertifiziert werden demnach nicht einzelne Produkte sondern ganze Wälder. 

An den Produkten wird kenntlich gemacht, woher das verwendete Holz stammt. Die Bewertung bezieht sich auf die Bereiche Umwelt, Soziales und Wirtschaft. Für die einzelnen Bereiche arbeitet der FSC® mit verschiedenen Vertretern der einzelnen Gruppen zusammen. Dazu zählen Umweltorganisationen, Menschenrechtsgruppen, Gewerkschaften, Angehörige indigener Völker und wirtschaftliche Unternehmen. Gemeinsam legen diese Gruppen Bewertungsstandards fest. Insgesamt hat der FSC® 70 Kriterien, durch die er Wälder bewertet.

Das FSC®-Siegel ist laut Greenpeace das einzige überzeugende internationale Siegel zur Bewertung der Nachhaltigkeit von Holz und Holzprodukten. Das Label wird dabei in drei Ausführungen vergeben. 

Produkte mit einem FSC® 100%-Siegel sind nur aus Holz, das aus kontrolliertem Anbau stammt. Das FSC® Mix-Siegel bescheinigt mindestens 70% des verarbeiteten Holzes aus zertifizierten Wäldern. Das FSC® Recyceled-Siegel bestätigt ein Produkt, welches nur aus wiederverwertetem Material besteht.

 

7. PEFC

 

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Das PEFC (Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes) ist ein Umweltlabel, das im Gegensatz zum FSC®-Siegel seine Ursprünge in der Forstwirtschaft hat. Es wurde als Antwort auf das branchenunabhängige Label ins Leben gerufen. Die Aussagekraft des PEFC wird deshalb von einigen Umweltverbänden kritisiert. 

Das Siegel wird regional vergeben. Die Zertifizierung erfolgt selbstverpflichtend und wird durch Stichproben kontrolliert. Grundlegend sind die Kriterien des PEFC vergleichbar mit denen des FSC, sodass viele Institutionen sowohl FSC® als auch PEFC anerkennen. Allerdings sorgen fehlende Vorabkontrollen und die brancheninterne Vergabe dafür, dass das Siegel als weniger glaubwürdig angesehen wird.

 

8. Blauer Engel

 

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Bei dem Blauen Engel handelt es sich um eines der bekanntesten, ältesten und am weitesten verbreiteten Umweltzeichen. Es wird vom Umweltbundesamt vergeben und zeichnet besondere Eigenschaften von Produkten aus. Es gibt also nicht den einen Blauen Engel mit festen Grenzwerten. Stattdessen werden Labels wie „besonders emissionsarm“ oder „besonders gewässerschonend“ vergeben. Die Bewertung findet dabei immer in Relation zu anderen Produkten aus derselben Produktkategorie statt. Ist ein Produkt also „besonders emissionsarm“ deklariert, erfüllt es nicht etwa vorgeschriebene Werte, sondern es schneidet nur im Vergleich zu ähnlichen Artikeln besser ab. Vollständige Unbedenklichkeit eines mit dem Blauen Engel ausgezeichneten Produkts ist somit nicht gegeben. Aus diesem Grund tragen auch viele konventionelle Produkte den Blauen Engel. Die Hürde diesen zu erhalten, ist im Vergleich zu vielen anderen Umweltsiegeln gering. Ein Artikel muss nur in einem bestimmten Aspekt besser sein als seine Konkurrenz.

 

Fazit:

Da die Biofarben GmbH sich konsequent für ökologisches und nachhaltiges Bauen einsetzt und Mitglied im Ökoplus Handelsverband ist, finden Sie in unserem Onlineshop nur Produkte, die den strengen und umfassenden ÖkoPlus-Kriterien genügen. Einige von Ihnen tragen zusätzlich das natureplus-Logo oder sind vom Eco Institut zertifiziert. Konventionelle Siegel wie den Blauen Engel lehnen wir ab.

 

Links: ÖkoPlus-Kriterien - natureplus - Eco Institut - AgBB - FSC® - PEFC