natureplus

Am 6.6.2016 fand in Berlin die Jahrestagung von natureplus, dem internationalem Verein für zukunftsfähiges Bauen und Wohnen, statt. Das Motto der Tagung war die Frage: "Mit welchen Produkten bauen wir unsere Zukunft?" Geladen waren Vertreter aus Behörden, Politik, Forschung und Architektur.

Interessant fanden wir vor allem die Diskussion um Grenzen und Sinnhaftigkeit von Zertifizierungssystemen. In letzter Zeit wurden baubiologische Baustoffe und Farben (z.B. bei ÖkoTest) immer wieder unter Verwendung zweifelhafter Meßmethoden abgewertet. Immer mehr wissenschaftlich abgesicherte Prüfdaten sollen derzeit mit unterschiedlichen Methoden Auskunft über Ökologie, Gesundheitsverträglichkeit und Nachhaltigkeit von Bauprodukten geben. Häufig werden jedoch Untersuchungsergebnisse aus dem Zusammenhang gerissen oder pauschalisiert. Es kristallisierte sich in der Diskussion heraus, dass sich unterschiedliche Wege in Bezug auf Ziel, Anwendung und Nutzer eines ökologischen Projekts finden lassen, und dass auch das jeweilige Produkt im Einzelfall in ganz unterschiedlichem Licht erscheinen kann.

Ludger Dederich von der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg wies darauf hin, dass z. B. die Grenzwerte der europäischen Chemikalienverordnung REACH für Terpene und Aldehyde zu dem absurden Ergebnis führen, dass der gesamte deutsche Wald, wenn man den festgelegten Grenzwerten folgt, nur noch mit Gasmaske betreten werden dürfte. Auch von einem Fichtennadelbad müsste nach diesem Verständnis abgeraten werden.
 
Die Grenzwerte für flüchtige organische Stoffe (VOC) werden heute unabhängig von ihrer Herkunft (aus natürlichen Quellen oder aus den Laboren der Chemieindustrie) gleichwertig behandelt. Nun zeigt die Evolution aber bereits seit Jahrtausenden, dass Waldluft für die meisten Personen durchaus der Gesundheit förderlich ist. Andererseits können Grenzwerte für einen Allergiker als Orientierung eine wichtige Hilfe sein. Eine differenzierte Betrachtung ist in jedem Falle notwendig. Die Datenflut muss von fachkundigen Beratern geordnet und für den jeweiligen Fall aufbereitet werden.
 
Im Prozess des Bauens kann es auch sinnvoll sein, Bewertungen von natureplus, der DGNB oder die Ökobaudat des Bundesministeriums zu nutzen, man sollte jedoch stets die Prüfmethoden hinterfragen und sich darüber klar sein, dass viele Kerninhalte des ökologischen Bauens wie Langzeitwirkung, Entsorgung und Behaglichkeit hier keine ausreichende Widerspiegelung finden. 
 
Die Biofarben GmbH bietet seit vielen Jahren unterschiedliche Beratungsbausteine an. Wir geben darüber hinaus mit der gläsernen Rezeptur Bauherren und Planern eine Hilfe auf dem Weg zur Entscheidung. Im Sicherheitsdatenblatt eines konventionellen Bauproduktes werden zwar Schadstoffe und Gefahren angegeben. Es wird aber in der Regel weder die Komplexwirkung betrachtet, noch kann Auskunft über die Langzeitwirkungen der oft neu entwickelten Chemikalien erwartet werden. Leider wird es für den Kunden immer schwerer, sich am Markt zurecht zu finden. Sowohl unsere Biofarben Beratungsbausteine als auch die Bewertungskriterien von Ökoplus sind eine Hilfe in diesem Dschungel aus Behauptungen und Siegeln.